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Die 10 Grundregeln der Papageienhaltung
Je vollständiger Sie diese Regeln befolgen, desto eher bleiben Ihre Papageien gesund! Der starke Erkundungs- und Spieltrieb der Papageien muss bei der Haltung ebenfalls beachtet werden. Es gibt z. B. folgende Möglichkeiten:
Paarhaltung - Doppelt hält besser: Tierliebhaber nehmen zwei Papageien.
Damit ist der erste Teil der Frage, was man denn tun muß, damit der geliebte Krummschnabel sich wohl fühlt, schon beantwortet: "ihm" ein Weibchen oder "ihr" ein Männchen geben, am besten von vornherein, notfalls erst mit Eintritt der Geschlechtsreife. Was die Papageien-Freunde von heute natürlich auch wissen: Homosexualität gibt es nicht bei Tieren. Deshalb macht es wenig Sinn, Männchen oder Weibchen mit ihresgleichen zu "verpaaren". Außerdem wichtig: Jeder Papagei sucht einen Artgenossen, nicht irgendeinen Vogel. Wer schon einen Wellensittich hat, tut kein gutes Werk, wenn er einen Graupapagei dazu kauft. Sie erinnern sich an den Gorilla ...? Sicher, es wird einige geben, die an dieser Stelle empört auf ihren Vogel verweisen, den sie schon soundsoviel Jahre lang allein halten und der doch so glücklich und zufrieden ist ... Ob sie wissen, daß die erzwungene Einsamkeit die durchschnittliche Lebenserwartung ihres Tieres um bis zu 50 Prozent verringert? Ob sie sich schon einmal gefragt haben, warum sich ihr Schützling manchmal Federn ausreißt? Nein, Flöhe hat er nicht, er ist verzweifelt und hat kaum Möglichkeiten, das auszudrücken. Daß dieses arme Tier auf Frauchens Arm kopuliert, kann peinlich werden, wenn Besuch da ist - dann wird er schnell wieder in seinen Käfig gesperrt. Kennen Sie jemanden, der den Rest seiner Tage in einer Gäste-Toilette verbringen möchte? Dabei wären das ziemlich genau die Proportionen, die viele Papageien-Halter ihren Tieren zubilligen - gerade genug Platz zum Auf-der-Stelle-Drehen. Dem Menschen in der Gäste-Toilette ginge es dabei noch vergleichsweise gut: Er hat keine Flügel, die er öfter mal ausbreiten muß - obwohl er sich irgendwann erinnern wird, wozu die Natur ihm Füße gegeben hat ... Im Ernst: Ein Käfig, den ein erwachsener Mensch ohne Mühe allein tragen kann, hat diese Bezeichnung nicht verdient. Braucht man zum Transport einen Kombi, zwei Träger und ein Tuch zum Schweiß-Abwischen, ist man einer akzeptablen Lösung schon ein gutes Stück nähergekommen. Außerdem ist ein Käfig kein Gefängnis. Er hat Türen - und die sollten öfter mal offenstehen. Wer einmal ein Papageien-Pärchen beim Ausflug und beim gemeinsamen Spiel beobachtet hat, der wird seinen Fernseher nur noch einschalten, wenn ein besonders guter Film auf dem Programm steht. Das Repertoire dieser gefiederten Clowns an Lauten und artistischen Einlagen ist unerschöpflich - ja, sie sind niedlich und süß, aber auf eine ganz andere Weise, als das Klischee der küßchengebenden Lora uns einreden will. Zu gut sollte der Papageienhalter es dabei allerdings nicht meinen: Ist er nicht im Hause, gehören die Tiere tatsächlich in ihren Käfig. Durchgebissene Stromkabel und restlos zerfledderte Zimmerpflanzen zeugen nicht von Tierliebe. Intelligenz wird meist definiert als die Fähigkeit, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, Schlüsse zu ziehen. Papageien gehören zu den intelligentesten Tieren, die es gibt. Forscher haben ihr geistiges Potential schon mit dem eines vierjährigen menschlichen Kindes verglichen. Auch das hat mit der richtigen Haltung dieser Tiere zu tun: Niemand wird einem Vierjährigen zumuten, wochenlang mit dem immer gleichen Bauklötzchen herumzuspielen. Ebenso selbstverständlich sollte ein wenig Abwechslung für unsere gefiederten Freunde sein. Eine Schaukel, ein Kletterring und dergleichen gehören zur Grundausstattung jedes Käfigs - wie gesagt: ein Käfig, in den all das nicht paßt, taugt vielleicht zur Hamsterzucht. Darüber hinaus braucht der Halter dieser verspielten Tiere nicht unbedingt ein dickes Portemonnaie, sondern vor allem ein paar Ideen, um seinen Schützlingen Freude zu bereiten: ein frischer Ast von einem Obstbaum, ein Stück Pappe, ein altes Handtuch - das sind Spielzeuge, die fast nichts kosten und von den Tieren mit Begeisterung angenommen werden. Ganz nebenbei: Auch paarweise gehaltene Papageien sind sehr anhänglich, obwohl viele das Gegenteil glauben. Zu einer richtigen Spielstunde außerhalb des Käfigs gehören deshalb Streicheleinheiten von Herrchen oder Frauchen. Das Verhalten der Krummschnäbel ähnelt dem von Katzen: Sie entscheiden, wann die richtige Zeit zum Spielen ist. Anders als bei verhaltensgestörten Einzelvögeln kann der Besitzer keine Sympathie erzwingen. Die Zuneigung, die er auf diese Weise gewinnt, kommt dafür aus tiefstem Vogelherzen und hält ein Leben lang. Sie lieben Tiere und möchten mit Ihnen alt werden? Dann haben sie mit Papageien genau die richtige Wahl getroffen. Ein Steinchen fehlt allerdings noch in unserem Mosaik: Zur Paarhaltung, zum großen Käfig, zum Ausflug und zur Zuwendung gehört - natürlich - das richtige Futter. "Kein Problem, mein Vogel mag am liebsten Sonnenblumenkerne", wird jetzt so mancher sagen. Das stimmt, und das ist trotzdem genau der falsche Weg. Bleiben wir bei dem Vergleich zum vierjährigen Kind: Stellen Sie Ihren Sprößling vor die Wahl zwischen einer Tafel Schokolade und einem frischen Salat. Keine Frage: Der kleine Feinschmecker wird nach der Schokolade greifen und das Grünzeug verächtlich zur Seite schieben. Bedeutet das nun, daß Schokolade die optimale Ernährung und Salat fehl am Platze ist? Gerade das Gegenteil ist richtig. Zurück zu den Papageien: Sonnenblumenkerne sind fettreich, sie entsprechen der Schokolade in unserem Vergleich. Andere Saaten ,vor allem aber frisches Obst und Gemüse, liefern dem Tier viel mehr an lebenswichtigen Nährstoffen, schützen es vor Übergewicht und Leberverfettung. Trotzdem verdrehen sich die kleine Dickköpfe nach jedem Sonnenblumenkern den Hals, das gesunde Futter landet meist im Sand. Dagegen anzukämpfen, ist so gut wie sinnlos - weil Papageien so intelligent sind. Die früher übliche Faustregel, erst neues Futter zu geben, wenn das alte restlos verbraucht ist, bleibt graue Theorie: Die Tiere lernen sehr schnell, daß ein vorzeitiger Futterwechsel etwa durch einen gezielten "Klecks" zu erzwingen ist. Zudem wird kaum ein Halter das Gejammer vor den halbleeren Futtertrögen lange aushalten. 95% aller privat gehaltenen Papageien werden nicht älter als 10 Jahre. Amerikanische Wissenschaftler legten erschreckende Zahlen über die Lebenserwartung von Papageien in Privathaushalten vor. Danach werden ca. 95 % aller privat gehaltenen Papageien nicht älter als 10 Jahre und ca. 45 % erreichen sogar nur das fünfte Jahr. Die natürliche Lebenserwartung dieser Vögel liegt je nach Art bei 35 - 80 Jahren. Als Todesursache wird in den meisten Fallen eine Veränderung der inneren Organe angegeben. Dabei stehen an erster Stelle Leberveränderungen bis hin zur Leberzirrhose. Oft findet man neben einer Niereninfektion eine chronische Vergrößerung der Leber vor, die damit als letzte Barriere bei bakteriellen Erkrankungen wegfällt und somit das Immunsystem weiter schwächt. Weiterhin sind chronische Pilzinfektionen der Atemwege als baldige Todesursache dokumentiert. Als gemeinsame Ursache stellten die Wissenschaftler Fehler in der Ernährung fest. Standardisierte Futtermischungen sind erheblich zu fett und enthalten mit dem hohen Anteil an Erdnüssen einen erheblichen Risikofaktor für mögliche Pi1zerkrankungen. Erdnüsse sind stark stark mit Pilzsporen behaftet. Der extrem hohe Anteil an Sonnenblumenkernen und Nüssen führt durch den Fettgehalt von bis zu 50 % zu irreparablen Leberschäden und damit zum vorzeitigen Tod der Papageien. Leider sind viele Papageien bestrebt, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Energie aufzunehmen, so daß zuerst die Fettsaaten gefressen werden. Einzig mögliche Behebung dieser Sterblichkeit liegt in der drastischen Umstellung der Ernährung. Mittlerweile bieten vereinzelte Hersteller ausgewogene Futtermischungen und extrudiertes Futter an, die den Bedürfnissen der Papageien gerecht werden. Aber auch hier gilt: Geben Sie nur soviel, wie der Vogel tatsächlich benötigt. Jedes Korn mehr gibt dem Papageien die M6glichkeit der Auswahl. Dies muß unter allen Umständen vermieden werden. Jeder Papagei benötigt zu seiner Nahrung Vitamine und Mineralien, die durch zusätzliche Obst- und Gemüsegaben nicht ausreichend gedeckt werden können. Ein gutes Kombinationspräparat über das Futter gegeben verhindert Mangelerscheinungen. Zum Abschluß noch ein Appell: Es sollte für jeden Tierliebhaber heute eine Selbstverständlichkeit sein, nachgezogene Papageien zu kaufen - Tiere, die in Zuchtanlagen zur Welt kommen, in Menschenhand und von Menschenhand aufwachsen, die gleich nach dem Kükenalter in ihr späteres Zuhause wechseln. Das ist gut für die Käufer: Sie bekommen gesunde Vögel mit einem unverkrampften Verhältnis zum menschlichen Gegenüber. Das ist vor allem gut für die Natur: Kaum eine Papageienart ist nicht vom Aussterben bedroht. Wer schon einmal Berichte über die grausamen Praktiken beim Fang und Transport wildlebender Papageien gesehen hat, wird nicht mehr ruhig schlafen. "Der Natur entnommene" Tiere, wie es im Behördendeutsch so verharmlosend heißt, sind häufig nicht gesund, noch häufiger völlig verängstigt und verhaltensgestört. Das ist nicht verwunderlich: Ein Wildfang, der Deutschland lebend erreicht, hat oft genug hautnah miterlebt, wie zehn oder mehr seiner Artgenossen unter unsäglichen Qualen verendeten. Gewiß: Nachgezüchtete Papageien gibt es nicht auf dem Wühltisch zu Preisen wie im Sommerschlußverkauf. Doch wer sich Hausgenossen für Jahrzehnte anschafft, sollte hier nicht sparen. Wichtig beim Kauf sollte neben der guten Beratung auch die Qualität sein. Neben der Endoskopie und der damit vorsorglichen Untersuchung der inneren Organe auf Krankheiten sollten eine negativer Test auf die Papageienkrankheit und die gefürchtete Schnabel- und Federkrankheit zum Pflichtprogramm gehören. |